Donnerstag, 27. September 2012

"Leistungsgesellschaft"...ich empfinde diese Bezeichnung

einer Gesellschaft in der ich lebe als Bedrohung und Nötigung.  Denn ALLE die sich jetzt brüskieren wollen, frage ich, wer setzt die Maßstäbe für diese Leistungsgesellschaft? Und was hat das noch mit Individualität zu tun, wenn es schon feste gesellschaftliche Vorgaben gibt, wie die/der Einzelne in dieser Gesellschaft zu leben hat, partizipieren kann....

Warum nicht die Bezeichnung Lebensgesellschaft, Menschengesellschaft, warum Leistungsgesellschaft? Soll dies wirklich das einzige Kriterium sein, an dem sich unsere Gesellschaft orientiert und das diese Gesellschaft dann zum Maßstab macht über die Bewertung und den Wert die/der Einzenen? Wo bleibt die Humanität, die Kreativität, die Muße, der Freiraum für Neues, die Möglichkeit andere Lebensentwürfe zu entwickeln, die ebenso geschätzt und geachtet werden...

Warum muss ich mich als Verlierer/in fühlen, wenn ich nicht mithalten kann, nicht so leistungsfähig bin? Warum erhalte ich dann keine Aufmerksamkeit, keine Liebe...keinen Respekt, keine Achtung...

Ich halte diesen Wahnsinn nicht mehr aus....in den sogenannten Ländern  der "Dritten Welt" verhungern die Menschen, weil sie nicht genug Nahrung zum Überleben haben...aufgrund von Dürren, Wetterextremen, Ausbeutung der Ressourcen, dem Ungleichgewicht in unserer Welt, weil Nahrungsmittel zur Kraftstoffproduktion verwendet werden und dadurch die Weltmarktpreise derart steigen, dass die Armen dieser Welt nicht ausreichend zu essen haben, weil sie die zu hohen Preise aufgrund ihres geringen Einkommens nicht mehr bezahlen können....

Ursachen des Hungers - Informationen des Bundesumweltministeriums..sie scheint mir unverdächtig tendenziös zu berichten...

Parallel dazu leben wir in einer satten Gesellschaft..zumindest was den Hunger anbetrifft, keiner muss in unserem Land hungern....auch wenn das Einkommen bei immer mehr unserer Mitbürger nicht zum leben reicht, egal ob das Einkommen aus Arbeitseinkommen, Sozialleistungen oder Renten besteht...in vielen Fällen reicht es nicht mehr aus...ein auskömmliches und würdevolles Leben in dieser sehr reichen Gesellschaft zu führen....http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/armuts-und-reichtumsbericht-was-die-deutschen-ueber-die-reichen-denken-1.1471182 aber wir haben in unserem Land die sogenannten Tafeln, in denen Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel, aber auch eine warme Mahlzeit erhalten können. Die Lebensmittel werden von Lebensmittelketten zur Verfügung gestellt, weil sie aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr verkauft werden können. Diese Lebensmittel werden dann an Bedürftige verteilt...siehe Link zu den Tafeln....Das ist zwar eine Notlösung, doch auf Dauer müssen Menschen von ihrem Einkommen ein selbstständiges unabhängiges Leben führen können, egal welcher Art ihr Einkommen ist....es darf nicht sein....dass sie auf "sogenannte Almosen" angewiesen sind..denn das verletzt ihre Menschenwürde...

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1870054/

Im Jahre 1982 begann dieses Drama der ungerechten Verteilung, es führte u.a. zum Bruch der Sozialliberalen Koalition zwischen SPD und FDP und führte zur Koalition zwischen CDU und FDP...es war das sogenannte Lambsdorff Papier http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14352657.html das diesen Wechsel von der Sozialen Marktwirtschaft zum Kapitalismus und zur Umverteilung einleitete..mit den dramatischen Folgen bis zum heutigen Tag und darüber hinaus.....

Und warum wundern sich nur so wenige von meinen Mitmenschen, dass solche Forderungen nie von den Betroffenen selbst aufgestellt werden, denn ihrem Wohl sollten sie doch dienen....Arbeitsplätze schaffen, Renten sichern...Sozialleistungen bezahlbar machen...warum wurden und werden solche Forderungen immer von den Profiteuren einer solchen Umverteilung gestellt und warum fallen so viele auf diese Verdummungspolitik herein....was ist das für ein Mechanismus..für eine menschliche Eigenschaft..die solches möglich macht....ich verstehe diese Dummheit einfach nicht....sie macht mich krank....und was hat sich denn geändert....seit dem 19. und 20. Jahrhundert....fragt doch mal die einfachen Bürger..wieviele von Ihnen sich durch heutige...im 21. Jahrhundert...Verhältnisse gedemütigt und erniedrigt fühlen.... Wenn ich, weil ich Hartz IV Empfänger/In bin, jeden Job annehmen muss, der 1€ über dem Hartz IV Satz liegt, selbst wenn ich studiert habe und/oder sonst eine gute Qualifikation besitze....und viele aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus kommen....Oder Rentner/In bin und aufgrund der permanenten Kürzungen bei der Rente zur Tafel gehen muss, damit ich genügend zu essen habe....

Das soll eine in die Zukunft gerichtete Politik sein....Vorbild auch für andere Länder....? Das ist gelebter Humanismus? Diese Behandlung soll dem Paragraphen 1 Absatz 1 unseres Grundgesetzes entsprechen, indem es heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."

Was ist mit all denen, die auch Teil dieser Gesellschaft sind, sein wollen, weil hier geboren, weil hier lebend..die aber, aus welchen Gründen auch immer, dem Modell "Leistungsgesellschaft" nichts abgewinnen können, wollen...

Ich will einen Vergleich wagen....Stellen wir uns vor...es ginge um 100 Meter Läufer....und wir ALLE wären 100 Meter Läufer....wäre es dann gerecht und das Ziel einer Gesellschaft, wenn die Besten und Schnellsten, ohne Makel..topfit...Leistungsfähig über alle Maßen....zum Maßstab für alle Menschen im Land erhoben würden....auch für die weniger Leistungsfähigen, die Kranken, Behinderten...wenn alle rennen müssten, als wenn es um ihr Leben ginge..? Warum können nicht unterschiedliche Geschwindigkeiten akzeptiert werden....Weil u.a. in einer Individualgesellschaft, in der jeder Bürger seine Persönlichkeit frei entfalten sollen kann, auch jeder über sein Arbeits- und Lebenstempo selbst bestimmen kann....Über seine persönlichen Wertvorstellungen, die vielleicht nicht Leistung heißen..sondern Menschlichkeit, Nächstenliebe, Humanismus, Kreativität, Künstlersein, Denker sein, Vordenker, Modellentwickler für andere Lebens- und Zusammenlebensformen.....

Warum muss es immer höher, weiter, schneller, immer mehr sein...und noch mehr....wo ist die Grenze..wer definert sie.....wer sitzt am Schalter und bestimmt..wie schnell die menschlichen Roboter. wie viel, sie leisten müsse? Was hat das noch mit dem Recht auf ein Selbstbestimmtes Leben zu tun, mit dem Recht auf Individualität, mit freier Entfaltung der Persönlichkeit..wenn für das gesamte Kollektiv der Gesellschaft schon das Prinzip des Miteinander lebens, des Miteinander arbeitens festgelegt wird....
Wie sieht es mit einer kritischen Betrachtung der Leistungsgesellschaft und ihren gesellschaftlichen Folgen aus?
Gibt jetzt bestimmt ganz schlaue Mitmenschen, die jetzt rufen..schreien: Dann steig doch aus..wander aus...oder sonst einen Blödsinn von sich geben....

Wir sind soziale Wesen,wir brauchen einander, deshalb ist es auch nicht so einfach..losgelöst vom "Mainstream" seinen eigenen Weg zu gehen....denn wir wollen dazu gehören, akzeptiert werden, uns nicht als isoliert wahrnehmen, sondern als Teil des großen Ganzen....


Und wie soll in einer derartigen Gesellschaft mit solchen Prinzipien Liebe gedeihen, sich entwickeln können, Liebe die das Miteinander der Menschen untereinander prägt und die in ihrer Folge zu einer Gesellschaft führen würde, die man als Humanistisch, Zivilisatorisch und kulturell fortschrittlich bezeichnen könnte....ein Hochkultur...?

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