Donnerstag, 8. September 2011

"Erziehung zum Ungehorsam" von Karin Storch


Ich möchte mich auf den folgenden Seiten mit unserer Staatsform der Demokratie beschäftigen.

Als Einführung zum Thema eignet sich meiner Meinung sehr gut eine von Karin Storch, Journalistin, gehaltene Abiturrede aus dem Jahre 1967. Gehalten wurde diese Rede in der Elisabethenschule in Frankfurt am Main.
Karin Storch wurde für diese Rede mit der Theodor Heuss Medaille ausgezeichnet.
Der Text stammt im Original aus folgender Quelle: Christ und Welt, Nr. 2/68 XXI. Jahrgang
Gefunden habe ich ihn in den Texten für den Religionsunterricht "Theologisches Forum" dessen Herausgeber Werner Trutwin war.
Erschienen ist der Text in der Ausgabe 9, Politische Ethik, 1972 im Patmos Verlag Düsseldorf.
Ich verwende ihn deshalb, weil seine Inhalte an Aktualität nichts eingebüßt haben und wir alle aufgerufen sind, uns diese Inhalte zu Herzen zu nehmen, so wir denn weiterhin in einer Demokratie leben wollen.
Es gibt verschiedene Formen von Diktaturen, politische und unpolitische, für mich macht es aber keinen Unterschied, wer mir irgendwelche Zwänge diktiert, ich wehre mich gegen politische und wirtschaftliche Diktaturen.
Das heißt für mich, wir müssen wach bleiben, nicht nur auf politische Gefahren achten, die meines Erachtens immer zweitrangiger werden, sondern genau hinsehen, von wo heute die Gefahren ausgehen!
Karin Storch:
"Erziehung zum Ungehorsam"
" Im Gemeinschaftskundeunterricht haben wir über den Untergang der Weimarer Republik gesprochen. Eines der Hauptversäumnisse der Weimarer Republik war es, zu wenig krisenfeste Demokraten zu erziehen. Es gab zu wenig Demokraten, die bereit waren, zwar kritisch und ungehorsam zu sein, dabei aber den Staat als ihren Staat anzuerkennen. Wo die Deutschen damals kritisierten, da gingen sie an die Wurzel des Staates, zerschlugen ihn, statt ihn zu bessern.
Dieses Hauptversäumnis muss in der Bundesrepublik vermieden werden. Und zwar durch unsere politischen Pädagogen, indem sie krisenfeste Demokraten erziehen, weil sie den Ungehorsam einüben.
Ruhe war nur die erste Pflicht des Untertanen, Unruhe kennzeichnet den Demokraten - ständige Unruhe und Bewegung, nicht aber Aufruhr und Revolte. Demokratie bewusst machen, heißt junge Menschen dazu erziehen, kritisch, skeptisch, nüchtern und ungehorsam zu sein.
Die Schule soll sie zur Wahrheit erziehen, zur Kritik, Offenheit und Ungehorsam.
Wo liegen die Grundlagen der Erziehung zum Ungehorsam? Meine Antwort: Wenn das, was wir am 20 Juli jeden Jahres in der Schule gelehrt bekommen, stimmt, dann muss die Schule zum Widerstand erziehen; zur Widerstandsbereitschaft und zur Widerstandsfähigkeit. Wenn das ehrende Andenken jener tapferen Widerständler am 20 Juli 1944 keine Farce ist, dann gehört die Pflicht zum Widerstand zu unserem Staatsdenken.
Ungehorsam ist die Keimzelle dieses Widerstandes. Er muss in einer Demokratie geübt werden, damit im Ernstfall, also möglichst vor einer Diktatur, von allen Bürgern Widerstand geleistet werden kann. Der Widerstand im Ausnahmefall kann nur funktionieren, wenn der Ungehorsam im Alltag geübt ist.
Erziehen unsere Schulen zum Ungehorsam, regen sie Kritik an, formen sie die Schüler zu freien Menschen, fordern sie die eigene Stellungnahme heraus, regen sie an zu selbständigen Denken? Sie tun es leider zu wenig. Dieses Prinzip durchläuft ganz bestimmt nicht alle Fächer.
Wie wollen Lehrer zum Ungehorsam erziehen, zum Engagement, zur kritischen Haltung, wenn sie selbst im Alltagsunterricht resignierend sagen;" Eigentlich ist das Turnabitur sinnlos, aber es ist von Wiesbaden so angeordnet."
Eine Ansicht vertreten, weil sie der Lehrer vertritt, darf nicht länger das Denken der Schüler beherrschen, nach dem Grundsatz: " Ich will mir meine Note nicht verderben."
Der Dialog von Schülern: " Ich gehe zur Direktorin und beschwere mich" und "Tu 's nicht, sonst hast du's auf ewig mit dem Lehrer verscherzt", sollte an unseren Schulen nicht länger Platz haben. Warum aber gibt es Tag für Tag solche Dialoge? Warum habe ich selbst als Klassensprecherin sie immer wieder gehört...und manchmal auch danach gehandelt? Warum? Weil Erfahrung klug macht, weil Ungehorsam oft kein Echo fand, kein Verständnis.
Der Gemeinschafts- und Sozialkundeunterricht hat den offiziellen Lehrplänen zufolge hoch gesteckte Ziel. Aber: Eine wissenschaftliche Untersuchung der Max-Träger-Stiftung zeigte, dass der politische Unterricht in seinem Ergebnis fragwürdig ist. Auf die Frage: Würde sich für sie persönlich viel ändern, wenn wir hier eine Diktatur hätten? gaben 50 Prozent der Primaner keine Antwort oder antworteten mit "Nein".
Diese Zahl ist erschreckend. Sie zeigt die Gefahr auf, dass so erzogene Jugendliche einen schleichenden Übergang von einer Demokratie in einen straffen oder gelenkten Staat gar nicht merken würden. Dass sie sich also eher den Verhältnissen anpassen als Widerstand leisten würden.
Wie sehen die Forderungen für die Zukunft aus? Meine Antwort: Lassen sie mich dem formierten Bürger eine Verszeile des Dichters Günter Eich entgegen rufen:
" Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!"
Und Andre Gide sagt: " Alles muss in Frage gestellt werden."
Zweifel kann nur dort wirksam sein, wo Freiheit vor Autoritätsgläubigkeit den Blick öffnet.
Es spricht für die Schüler, dass manche aus Opposition, aus innerer Abkehr von Einseitigkeit und aus Trotz eher bereit sind, altmarxistische Thesen als die geordnete Umwelt zu verteidigen. Ich persönlich halte nichts von der etwas wirren AUSS*. Aber dieser innere Widerstand mancher Schüler ist zu begrüßen. Diesen Widerstand soll die Schule ausbauen und erweitern, zum Widerstand gegen Obrigkeitsdenken, gegen Verfassungswidrigkeit, zum demokratischen Ungehorsam, zu einem gesunden staatsbürgerlichen Bewusstsein.
Erziehung zum Ungehorsam ist also Auftrag der Schule.
Die Schule von morgen soll dabei nicht zum Chaos erziehen, sondern zur Machtbalance. Es muss eine Schule sein, in der Ordnung und Auflehnung den gleichen Rang haben in der Wertskala. Liberale Politik will durch aktives Handeln möglichst großen Freiraum für das Individuum und deshalb Politik dauernder Machtbalance betreiben.
Zuviel an Freiheit für den einzelnen schränkt die Freiheit der anderen ein oder verliert sich in der Überfreiheit Chaos.
Zu viel an Ordnung, an Nominierung, an Regeln, Verboten und vorgezeichneten Bahnen für Denken, Fühlen und Handeln schränken unmittelbar den Freiheitsraum ein."
*AUSS = Aktion unabhängiger Schüler und Studenten
Abiturrede von Karin Storch gehalten im Jahre 1967 und mit der Theodor Heuss Medaille ausgezeichnet. Karin Storch
Anmerkung des Bloggers: Der Text ist mittlerweile weit über dreißig Jahre alt, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, die Forderungen, Kritiken und Feststellungen in diesem Text haben an Aktualität nichts eingebüßt.
Wir befinden und soeben in einer Phase, in der darüber entschieden wird, wie unsere Gesellschaft morgen aussehen wird. Überlassen wir es im Sinne des zitierten Textes also nicht einigen wenigen Privilegierten, und das in jeder Hinsicht, über unser aller Zukunft zu entscheiden, wem was zusteht, wer zu viel hat und wo genommen und gespart werden muss!!!!
Seien wir Demokraten und schützen unser Gemeinwesen vor Ausbeutern!

Lebe Deine Träume - Live your dreams ....

Ein großer sehenswerter Film - A great watchable movie ......

Eine wahre Geschichte – The Straight Story

The Straight Story

Montag, 5. September 2011

Gedanken zur Nacht...


Ich hatte gerade einen interessanten Gedanken, der meiner Meinung nach wichtig ist und in unserer Gesellschaft viel mehr, vielleicht mehr als alles andere diskutiert werden müsste. Es wird in unserer Gesellschaft über artgerechte Tierhaltung diskutiert, was ich richtig und gut finde, selbst das tun wir nicht in ausreichenden Maße, aber wer denkt darüber nach, wie ein artgerechtes Menschenleben aussehen könnte? Art gerecht würde ja heißen, dass die Lebensbedingungen der Art, in unserem Fall, der Lebensart Mensch angepasst würden und nicht die Lebensart Mensch der Umwelt, unseren Produktions-, Verkaufs- und Finanzbedingungen angepasst wird. Ich frage mich ernsthaft, dafür lebe ich ja, um für mich zu erfahren, was ist Mensch-sein, wer und was bist Du, ob es Art gerecht im Sinne des Menschen ist, wenn Sie tagein und tagaus über mehr als 8 Stunden am Fließband stehen und monotone einseitige abstumpfende Tätigkeiten verrichten. Ob es Art gerecht ist, ältere Menschen, Behinderte, Kranke aus dem Kreis der Menschen heraus zu reißen, aus der Umgebung zu entfernen, die ihr Leben lang Lebensmittelpunkt für Sie waren? Die Ausreden, Begründungen für den Ist-zustand sind mir durchaus bekannt, die will ich hier nicht erörtern, dass tun schon die, die vom jetzigen Zustand unserer Gesellschaft profitieren! Vieles was in unserer Gesellschaft als normal bezeichnet und empfunden wird, halte ich für überhaupt nicht normal, für alles andere als das und sicher nicht dem Menschen entsprechend. Das Menschen aus wirtschaftlichen Gründen am Fließband stehen, ist mir bekannt und das den meisten eine Alternative dazu fehlt, auch! Und auch, dass es wohl im Moment keine Alternative zu den Alten ,- und Pflegeheimen gibt, in denen wir unsere Alten, Kranken, Behinderten unterbringen! Ich halte z.B. Müßiggang, Faulenzen, seinen eigenen Gedanken und Gefühlen nachgehen für dem Menschen Art gerecht, ich finde es Art gerecht, wenn Menschen, wie auch tausende von Generationen vor uns, nicht mehr fürs Leben tun, als um bedingt notwendig. Ich halte es im Gegenteil für nicht Art gerecht, wenn die Gattung Mensch zu all den oben aufgezählten Dingen keine Muße mehr hat, Muße ist auch schon zum Fremdwort geworden, und von den Herrschenden, weil es in ihrem Interesse liegt, zu einem der Maschine ähnlichen Mensch gemacht werden und werden sollen dessen einziger Sinn es zu sein scheint, so er nicht zu den Begüterten gehört, immer aktiv zu sein, ständig arbeitsbereit zu sein, Tag und Nacht, weil wir sonst der Konkurrenz im In- und Ausland nicht widerstehen. Das soll Friede sein? Nein das ist Krieg mit anderen Mitteln, und nicht Art gerecht. Ich weiß wohl, das ein Gedanke die Welt nicht ändert, aber ich weiß ebenso, dass der Gedanke der erste Schritt in Richtung Veränderung darstellt. Es stimmt, dass der Mensch die Gemeinschaft anderer Menschen benötigt, es stimmt, das der Mensch das Gefühl braucht, der Gesellschaft, der Gemeinschaft, in der er lebt, in irgendeiner Form, gemäß seinen Fähigkeiten und Begabungen, behilflich zu sein, für die Gemeinschaft, für seinen Selbstwert zu arbeiten. Diese Formen der Arbeit können aber die unterschiedlichsten Gesichter haben, es muss sich nicht um bedingt um lohnabhängige Arbeit handeln, die jemand leistet, der etwas für seine Gemeinschaft tut, in der er lebt, z.B. Nachbarschaftshilfen, dem Anderen eine Stütze sein, helfen, wenn er oder sie mich braucht. Es gibt viele Formen um den Selbstwert zu erhalten. In unserer momentanen Gesellschaft wird durch die Politik und durch die Unternehmen dieses Argument des Selbstwerts gerade benutzt, um Menschen gegen geringe Entlohnung jede, aber auch jede Arbeit verrichten zu lassen, angeblich, weil der Mensch sich erst als Mensch fühlt, wenn er gegen Bezahlung arbeiten geht! Dem widerspreche ich entschieden, wenn Menschen ausgebeutet werden, weil der Lohn nicht reicht, um vernünftig leben zu können, wenn die Arbeit demütigend und herabsetzend ist, wenn ich sie unter wirtschaftlichen Zwang ausüben muss, dann wertet sie auch das Selbstwertgefühl nicht auf! Es gibt genug Arbeitsplatzbesitzer, denen aber nichts von Selbstwert anzusehen ist, weil sie täglich geschunden und bedroht werden, z.B. mit Entlassung, Lohnkürzung usw. . Es mag sein, das Arbeit den Selbstwert steigert, aber zu behaupten, dass dies generell für jede Arbeit zu jedem Lohn gilt, ist eine Lüge, eine unverschämte dreiste Lüge! Denken wir also nach und kommen zu unserem eigenem Weltbild und Menschenbild. Was ist also Art gerecht, dem Menschen entsprechendes Leben? Vielleicht dass der Wohlhabenden, die, es gibt sie ja tatsächlich, auf einer Südseeinsel ihrem Reichtum ausgeben, mit Sonnen baden, Kaviar und Champagner! Von denen habe ich noch nicht gehört, das Arbeit den Selbstwert steigert und wenn sie arbeiten, dann würde ich dass Arbeiten nicht arbeiten nennen wollen, sondern um das Fremdwort zu benutzen, Muße! Wenn also von Arbeit und Lohn die Rede ist, muss man sich immer fragen, wen meint der damit, der da spricht, welche Schicht spricht er an? Gedanken werden fortgesetzt....

Sonntag, 4. September 2011

Wir sind nichts...

wenn wir auch noch so laut schreien..
Wir sind nichts....
und wenn wir noch so hohe Wolkenkratzer bauen....
Wir sind nichts....
und wenn wir noch so tödliche und zum Auslöschen der Menschheit perfektionierte Waffen bauen...
Wir sind nichts....
auch wenn wir noch so viel Geld und Reichtum und Unmengen an Besitz anhäufen..
Wir sind nichts....
seien wir auch noch so intelligent, noch so schön, noch so....
Wir sind nichts....
und wenn wir uns noch so viel Wissen aneignen...es ist nie genug...denn
Wir sind nichts....
so wie alles Sein Nichts ist, nur Schatten der Vergänglichkeit, ein kurzes Aufglühen vor dem Vergehen...
Wir sind nichts....

 wir sind......
wo wir lieben...
wir sind......
wo wir trösten....
wir sind....
wo wir helfend die Hände reichen
wir sind....
wo wir verzeihen können....
wir sind.....
wo wir sehnen und träumen
wir sind.......
wenn wo wir auch unsere dunkelnen Seiten schauen....
wir sind.....
wo wir des Tieres in uns gewahr sind....
wir sind.....
wo Hoffnung und Zuversicht ist....
wir sind....
wo wir teilen......
wo wir erkennen und anerkennen das WIR Menschen unter Menschen sind....die leben und lieben wollen wie wir selbst....
wir sind....
wo die Gier, der Hass, die Niedertracht, der Neid, die Verachtung nicht über uns siegen....
wir sind....
wo wir unserer Triebe und Antriebe bewußt sind....
wir sind....
wo wir die Freiheit haben....zwischen destruktiven, zerstörerischen und konstruktiven...bildenden Kräften zu wählen....und nicht Opfer..unbewußte Opfer sind....
wir sind....
wo wir unser menschliches Anlitz bewahren
wir sind....
MENSCHEN.