Freitag, 14. Juni 2013

Einsamkeit - Was verstehe ich unter Einsamkeit....wie habe ich Einsamkeit kennen gelernt...

Das Gefühl der Einsamkeit ist mir so vertraut, dass ich garnicht mehr darüber nachdenke. Einsamkeit hat nichts mit allein sein zu tun, ich kann mitten unter Menschen sein....und mich einsam fühlen....Einsamkeit ist ein sich isoliert fühlen mit seinen Gefühlen und Gedanken...sie nicht mitteilen und teilen zu können, sein anders Sein als etwas Trennendes empfinden....isolierendes..von den anderen Menschen nicht akzeptiertes Sein wahrnehmen.
Ich kenne das Gefühl der Einsamkeit seit meinen frühsten Kindheitserinnerungen....wobei zwei Empfindungen für mich zusammen gehören..das Gefühl der Einsamkeit und das Gefühl des sich nicht Geborgen fühlens...
Wenn ich auf meine Kindheit und Jugend zurückblicke....dabei an meine Eltern und Geschwister, drei nach mir geborene Schwestern, denkend, komme ich schon sein langen zu der Erkenntnis, dass ich das Kind emotional gestörter Eltern bin....denn beide Elternteile hatten Schwierigkeiten und Probleme damit, Gefühle zu zeigen und über Gefühle zu reden....Nähe zuzulassen....überhaupt wurde wenig über das in unserer Familie gesprochen, was die einzelnen Familienmitglieder bewegte und belastete...aber auch erfreute..wo sie erfolgreich waren....und wo nicht...wir hatten in unserer Familie auch keine gute Streitkultur....es gab Streit zwischen den Eltern..der wurde aber nicht durch Aussprache und Annäherung beendet, beigelegt...sondern irgendwann war man des Streitens müde...hörte auf zu streiten..ohne das es zu einer Klärung des Streitanlasses gekommen war..und setzte den Streit bei nächster Gelegenheit fort....so reihte sich eine Verletzung und Kränkung der beiden Elternteile an die andere....wo Annäherung hätte stattfinden sollen, entstand Distanz....beide fühlten sich durch den jeweils anderen allein gelassen und missverstanden....zogen sich in sich zurück....meine Mutter wurde später Ende der 1960er Jahre abhängig von Tranquillanziern, Beruhigungsmitteln abhängig, erst Valium Roche 5, später dann nahm sie Lexotanil....wovon ich dann, ihrem Vorbild folgend, später auch abhängig werden sollte, man Vater dagegen floh in die Arbeit....kam oft erst sehr spät nach Hause...meist angetrunken..was zu weiteren Streitigkeiten führte..weil meine Mutter..immer auf ihn wartend....sich beschwerte...dass er so spät nach Hause kommen würde...das er getrunken habe usw....mein Vater wich den Vorwürfen aus...änderte sein Verhalten nicht...so fühlte sich jeder vom anderen im Stich gelassen...meine Mutter suchte mehr Nähe..mein Vater Anerkennung..die fand er außerhalb der Familie...da war er geachtet..weil er so fleißig, hilfsbereit und freundlich war....sein anderes Gesicht in der Familie kannte kaum jemand....ein Widerspruuch..der mich sehr quälte...weil ich oft zu hören bekam..."wenn Du mal so wirst wie dein Vater..das ist ein toller Mann".....ich wollte aber ich sein...geachtet werden und geliebt werden für das was ich bin und nicht dafür, eine Kopie eines anderen Menschen zu sein...so konnten wir Kinder nicht am positiven Beispiel der Eltern lernen..wie eine gute Streit- und Konfliktkultur aussehen sollte..sondern wir übernahmen diese Verhaltensweisen..noch heute werden Sie in meiner Familie praktiziert....wie schon durch die Eltern vorgelebt, werden Streitigkeiten nicht ausgeräumt, diskutiert und besprochen..so dass auch eine menschliche Weiterentwicklung möglich wäre...ein dazu lernen...nach einem Streit wird einfach zum jeweiligen Geschwister der Kontakt abgebrochen und es wird nicht mehr miteinander gesprochen. Das Ergebnis davon ist, das keines der Geschwister zu den noch lebenden Geschwistern Kontakt hat.
Das negative Vorbild der Eltern wurde so übernommen....dabei rühmt man sich aber gerne...alles anders zu machen als die Eltern..besser natürlich und handelt...das eigene Verhalten bleibt unreflektiert..ebenso wie diese..obwohl wir ALLE in unserer Kindheit und Jugend darunter gelitten haben....noch leiden..obwohl beide Elternteile und eine Schwester mittlerweile nicht mehr leben.

Die Folge davon war....in unserer Kindheit...besonders aber bei mir..da ich der Erstgeborene und dazu einzige Junge war, das ich in die innerliche Immigration ging, meine Gefühle versteckte....dabei hatte ich so viele Ängste und Unsicherheiten, Zweifel. Selbstzweifel...wenig Selbstwertgefühl....aber als Junge unter den Mädchen..und der Mutter...der Vater war ja meist bis spätabends unterwegs um Geld zu verdienen...als Postbeamter und dazu machte er noch viel nebenbei.....abends kam er dann abgespannt und müde nach Hause....war es für mich besonders schwer zu meinen Gefühlen zu stehen...sollte ich doch als Junge stark, selbstbewußt...später Beschützer werden..,...doch das war mir nicht möglich....da ich als Junge wilder und ungestümer und weniger angepasst als die Mädchen war..die meist brav und lieb und fügsam waren....wurde ich auch am häufigsten bestraft...war ich im Laufe der Zeit zum schwarzen Schaf der Familie geworden....zum Prellbock..ich bekam stellvertretend für meine Geschwister die Prügel..ich wurde vor den Augen meiner Schwestern vom Vater verhauen und beschimpft....das rief sehr viel Scham in mir hervor und Ohnmachtsgefühle...ich kam mir so wertlos...hilflos und ausgeliefert vor....ich schämte mich vor meinen Schwestern..die Zeugen wurden..die mein wimmern im Bett hörten.....

Ich war innerlich vollkommen zerrissen, ich hing an meinem Vater..hatte ihn als männliches Vorbild so sehr nötig..er war meine einzigste männliche Bezugsperson...meine Orientierung....suchte auch häufig seine Nähe..in den Schulferien fuhr ich früh morgens mit ihm zur Post, trug Briefe mit ihm aus..half ihm bei den Arbeiten, die er nebenbei machte,....sehnte mich nach seiner Anerkennung....buhlte um die Zeit, die ich mit ihm verbringen konnte..durfte.....

Ich überspielte meine Verlegenheit, meine Unsicherheiten, meine Ängste, wurde zum sogenannten "Zappelphilipp", hatte keine innerliche Ruhe, zuhause und in der Schule spielte ich oft den Clown, den Spaßvogel, nahm mich selbst nicht ernst, setzte mich nicht für meine Bedürfnisse ein, konnte mich nur sehr schlecht abgrenzen, hatte große Schwierigkeiten, eine eigene Identität zu entwickeln, ein Selbstbild, auf das ich stolz sein konnte, Ziele für mich zu definieren, was ich will oder nicht will, wohin meine Reise...Lebensreise gehen sollte.....das waren meine Lebensumstände..meine Befindlichkeiten...meine Familiensituation....die in meinem Fall später dann für mich Folgerichtig in die Suchtmittelabhängigkeit führen sollten....die mich...bis zu ihrem Ende..weitere 10 Jahre in ihren Fesseln halten sollte..wobei gerade zu Beginn meiner Suchterkrankung ich diese als innerliche Befreiung empfand..endlich konnte ich mein innerliches Gefängnis verlassen, meine Gefühle, meine Einsamkeit, meine Wut, meine Angst herausschreien....so kam es..das ich mich sicherlich aus der Perspektive anderer Menschen wie ein Irrer benahm, ich war auch in gewisser Weise irre.....das über Jahre in mich hineinfressen der Verletzungen, Demütigungen und Kränkungen.....musste heraus...hatte mich mehr und mehr bösartig gemacht..ich verhielt mich wie ein getretener Hund, ich biss wild um mich..ich konnte irgendwann nichtmals mehr unterscheiden, wer mir wohlgesonnen war und wer nicht, ich biss jeden und jede...verletzte und entäuschte widerum andere Menschen....die unschuldig waren.....und nun Opfer meiner Attacken wurden......

Auch wenn es in meiner Kindheit und Jugend, selbst im jungen Erwachsenenalter hier und da schöne Stunden gegeben hat...so blicke ich trotzdem traurig auf diese Zeit zurück....es war keine schöne Kindheit, keine schöne Jugend....und auch mein junges Erwachsenenalter hätte ich mir anders vorgestellt.....

Noch heute gibt es in meiner Erinnerung riesige Lücken..ich erinnere mich kaum meiner Kindheit..meiner Jugend.....es gibt einige Erinnerungssplitter, die ich aber zeitlich nicht zuordnen kann.....und oft sind es dramatische Dinge an die ich mich erinnere..keine schönen Erlebnisse.....
Ich beneide all jene, die eine gute Erinnerung an ihre Kindheit und Jugend haben....für die ihr Leben eine Kontinuität hat...die ihren Lebensfaden nie aus der Hand gelegt haben....
Wenn ich mir vorstelle, mein Leben wäre ein Puzzle, dann würden zu diesem Puzzele einige Teile fehlen....so fühle ich mich..eine gebrochene Identität...Unvollständig..mit großen Lücken....Kontinuität in der Entwicklung und Erinnerung..einigermaßen, setzt erst seit meiner Genesung von der Suchterkrankung ein.....
Ich muss akzeptieren, das es in meinem Leben viele Brüche gibt....die nicht zu kitten sind, mit denen ich leben musste und muss.....weil dies so ist...kenne ich Das Gefühl der Einsamkeit sehr gut,.....ich war in meinem bisherigen Leben mehr einsam als das ich es nicht gewesen wäre.....

Ungezählte Stunden der Einsamkeit, während meiner Kindheit, während meiner Jugend.....besonders aber während der Zeit meiner Suchterkrankung.....aber auch danach..bis heute....nur heute quält mich die Einsamkeit nicht mehr so sehr..ich habe auch einige sehr gute Freunde..die wirklich zu mir stehen..vor denen und mit denen ich der sein kann..der ich wirklich bin..die mich so akzeptieren.....das ist für mich ganz elementar....

Ich kann die Nächte nicht mehr zählen, die ich qualvoll, voller Angst..Verzweiflung...Hoffnungslosigkeit verbracht habe.....manchmal schweißgebadet im Bett gelegen habe, nicht schlafen konnte, mich schwerste Suizidgedanken quälten, ich gedanklich meinen Suizid plante, immer wieder, und diese Gedanken wieder verwarf.....auch in der Zeit in der ich schon clean and dry, also frei von Alkohol, Drogen und Medikamenten lebte....aber in eine Sackgasse geraten war..emotional...und nicht wußte..wie ich da hinaus kommen sollte..oder nach dem Verlust geliebter Menschen, seien es Partnerinnen gewesen und/oder enge Familienangehörige.....Momente..in denen ich dachte und fühlte..ich kann so nicht weiter leben..in denen mich Rückfallgedanken quälten, ich mir aber immer wieder vor Augen hielt, was mich im Falle eines Rückfalls erwarten würde....war ich doch vor mittlerweile über 31 Jahren, seit dem 28.05.1982 lebe ich nüchtern und trocken.....in die Obdachlosigkeit geraten, war kriminell geworden, hatte mich dermaßen erniedrigt und entwürdigt das ich lange Zeit brauchte, um mit der Erinnerung dessen, was in meiner "Draufzeit" geschehen war, in der nassen Zeit, leben zu können, es hinzunehmen, als etwas nicht abwendbares....als mein Schicksal..manches schmerzt bis heute..erfüllt mich mit Scham....

Nüchternheit fliegt einem Suchtkranken, einer Suchtkranken, nicht zu, es ist, bis zum Tode, eine ständige Auseinandersetzung mit der Krankheit nötig, niemals ein Vergessen und Verdrängen dessen, was geschehen ist, um einen erneuten Rückfall zu verhindern..

Einiges ist mir in meinem Leben bisher, vor allem seit meiner Nüchternheit, gelungen, hat gut geklappt. In einigen Bereichen bin ich gescheitert, ich habe eine leibliche Tochter und ich war ihr nie ein Vater....damit muss ich leben..es gab Gründe..warum ich es nicht habe sein können, das muss ich mit mir und der Schöpfung ausmachen und vor meinem Gewissen verantworten....aber es gibt da nicht zu beschönigen..ich wäre gerne Vater gewesen....war wohl charakterlich zu schwach..um es sein zu können.....

Ich habe dafür zwei Kinder mit groß gezogen..zumindest einige Jahre lang, deren leiblicher Vater ich nicht bin.....ich hoffe zumindest in ihrem Fall nicht alles falsch gemacht zu haben.

Ob ich Freunden ein guter Freund sein konnte und kann, müssen diese beurteilen....zumindest gibt es noch Freundschaften die ich seit meiner Kindheit und Jugend habe.....teilweise sehr enge Freundschaften.
Zu diesen kommen noch jüngere Freundschaften hinzu...ich bin vorsichtiger im Umgang mit meinen Mitmenschen..versuche sensibler und feinfühliger zu sein....brauche ein wenig Distanz..zu viel Nähe..zu starke Gefühle...damit kann ich nicht umgehen..weil ich es nicht kennen gelernt habe und in mir starke Gefühle auch gleichzeitig massive Verlustängste hervor rufen können mit den negativen Gefühlen Eifersucht....Minderwertigkeitsgefühlen...mangelnden Selbstwertgefühl....

Meine Zurückhaltung anderen Menschen gegenüber ist nur ein Schutz, um mich zu schützen..vor zu heftigen Gefühlen mit denen ich nicht umgehen kann..und um andere nicht zu verletzen, weil ich eben mit zu viel Nähe nicht umgehen kann...ich aber bereit bin..auf dem Weg bin..das vielleicht noch zu lernen.....es ist nie zu spät...die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Ich schreibe so offen über mich und mein Leben, weil ich selbst meinen Weg begonnen habe durch ein Vorbild, das sich auch "ins Fenster" gestellt hat, soll heißen, offen zu seinen Stärken und Schwächen gestanden hat, zu seiner Suchterkrankung, zu den Fehlverhaltensweisen, die begangen wurden..so konnte ich an diesem lebendigen Vorbild lernen, mich orientieren....entwickeln..ich verdanke diesem Vorbild mein Leben..es war der Gründer und Leiter der Suchthilfeeinrichtung "Die Fähre" in Essen, Fred Kollorz....der im Jahre 2004 76 jährig in Überlingen am Bodensee verstorben ist. Ich machte in der Fähre in Essen vom 28.05.1982 bis zum 08.12.1986 eine Langzeittherapie....aus heutiger Sicht eine sehr lange Zeit..aber die Fähre war eben mehr als eine Therapieeinrichtung..sie war eine alternative Selbsthilfeorganisation für Suchtkranke, aber auch für Menschen mit starken Ängsten, die dort Hoffnung, Heilung und Lebensperspektive fanden.....Alle notwendigen Aufgaben wurden von den Bewohnern der Fähre selbst geleistet, wir bucken unser Brot selbst, kochten unser Essen selbst, bauten unsere Häuser selbst, pflegten den 100 000 m² großen Park selbst und verschönerten ihn...hatten eine eigene Malerkollone, eine Schlosserei, eine Schreinerei, Elektriker, Schneiderei, Wäscherei´..selbst einen eigenen Friseur....Wir leisteten Hilfe zur Selbsthilfe....denn Menschen, denen wir Stütze sind, geben unserem Leben halt und es ist keine Schande krank zu sein, sondern es ist eine Schande, nichts gegen die Krankheit zu tun....da wir etwas gegen unsere Suchterkrankung taten..hatten wir keinen Grund mehr, uns unserer Krankheit zu schämen, wir hatten sie ja zum Stillstand gebracht, denn Suchtkrankheit ist nicht zu heilen, hat man einmal einen Kontrollverlust erlitten, ist dies irreperabel....die Krankheit ist nur durch absolute Abstinenz zum Stillstand zu bringen, das zumindest ist meine innerste Überzeugung und auch Erfahrung.....alles andere ist ein Spiel mit dem Feuer mit offenem, oft tragischem Ausgang..ich habe zu viele...viel zu viele Freunde durch die Suchtkrankheit verloren....und verliere sie immer noch..obwohl es weniger werden..es leben kaum noch welche von denen, mit denen ich meinen Weg begonnen habe...

Ich habe in der Fähre lernen können..was nicht einfach war..und manchmal..nach über 31 Jahren Abstinenz auch heute noch nicht ist..das es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt..eine Flucht die die Sucht also sinnlos wäre....zu den Problemen..die mich in den möglichen Rückfall treiben könnten..kämen noch etliche hinzu..abgesehen davon bin ich überzeugt davon..das ich einen Rückfall nicht überleben würde..das ich süchtig bin..ist für mich heute keine Frage mehr..ich kenne mich mittlerweile gut genug....spüre auch heute noch oft den Wunsch..wegzulaufen....mich bestimmten Situationen zu entziehen....meine Gedanken und Gefühle nicht ertragen zu wollen...ich brauche mich deshalb garnicht fragen..was passieren würde..wenn ich jemals wieder trinken, Drogen und/oder Medikamente zu mir nehmen würde.....

Ich den zurück liegenden Jahrzehnten habe ich gelernt, mal gelingt es mir besser, mal schlechter....mich so zu akzeptieren wie ich bin...meine Gefühle...meine Gedanken..aber auch körperliche Defizite hinzunehmen....mein Leben so einzurichten und mich so zu verhalten..das ich nicht selbstverschuldet meine Gefühle, Gedanken und auch körperliche Verfasstheit beeinträchtige.....so gelingt es mir mit der nötigen Disziplin.....meine Tage zu gestalten...der Austausch..das Gespräch mit suchtkranken Freunden ist dabei ein elementarer Bestandteil meiner Genesung....denn nur Du allein kannst dich verändern..doch Du kannst es nicht allein....ich brauche den lebendigen Spiegel der anderen Suchtkranken..um positive, aber gerade auch negative Veränderungen bei mir rechtzeitig, vor einem Rückfall, festzustellen....

Heute hilft mir mein relativ stabiles Umfeld....relativ deshalb..weil Leben nichts statisches..festes ist..sondern Bewegung....Schicksal.....und ich mich ständig auf neue Herausforderungen einstellen muss.....in mir..aber auch außerhalb von mir..weil ich auf Ereignisse, Veränderungen in meinem Umfeld, Begegnungen..reagieren muss.....helfen tut mir dabei ein stabiles Umfeld, Kontinuität und eine relative wirtschaftliche Sicherheit.

Im wahren Leben ist es eben nicht wie in einem Spiel....wenn es in einem Spiel nicht richtig läuft und ich auf der "Verliererstraße" bin..kann ich sagen...noch mal von vorn..zurück auf Start.....

Im wahren Leben läuft das Leben...wie es läuft...wir treffen Entscheidungen..kommen in Situationen....die neu für uns sind..und müssen uns in Ihnen bewähren....wie wir uns auch entscheiden....was wir auch tun...sagen....es ist entschieden..getan und gesagt....wir können nicht mehr zurück auf Start gehen..und bei Null anfangen...das ganze noch mal von vorn..wir müssen mit unseren Fehlentscheidungen leben..leben lernen....mit unserem Scheitern..mit unseren Fehlern....den gesprochenen Worten...den Verletzungen..die wir anderen zugefügt haben....wir können daraus Erkenntnisse ziehen.....und unser Handeln und unser Reden....in Zukunft verändern....darauf achten...Fehler nicht zu wiederholen....Menschen nicht zu verletzen....nicht nur gesprochene Worte können verletzen und verletzen..sondern auch nicht ausgesprochene Worte...die Entschuldigung....das Wort der Versöhnung.....die Beilegung eines Streites....manchmal ist es verletzender für einen Menschen, so behandelt zu werden,. als wenn er schon gestorben wäre..als mit ihm/ihr zu streiten...denn im Streit werde ich als Mensch noch wahrgenommen...gewürdigt....mir wird gezeigt..Du bist es wert..das ich mich mit Dir auseinandersetze......aber die größte Verletzung ist die der Missachtung eines Menschen..dies ist umso verletzender, desto näher sich Menschen einmal gestanden haben, seien es nun Familienangehörige..Geschwister...Onkel..Tanten...Neffen....oder ehemalige Partner und Partnerinnen....Freunde und Freundinnen....

Das ist auch das, was mich an meiner Familie am meisten enttäuscht und leiden macht....dass keine Bereitschaft zur Aussprache, zur Versöhnung...seit Jahrzehnten mittlerweile vorhanden ist....ich kenne aus Gesprächen die Verletzungen, die daraus resultieren.....wer so mit Menschen umgeht..ist unmenschlicher für mich..als jeder und jene..die streitet..nicht streiten..um zu streiten..sondern streiten..sich auseinandersetzen..um zu klären..um sich näher zu kommen..um Mißstände auszuräumen...Fehlentwicklungen zu korrigieren...bevor es zu spät ist zur Korriktur....obwohl zu spät ist es nie....denn wie sagte Martin Luther richtigerweise:

"Und wenn ich wüßte, das morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."

Das ist gelebte Zuversicht in Angesicht des Untergangs, des nahenden Endes....eine lebensbejahendere Einstellung ist für mich nicht denkbar.......insofern ist dieser Ausspruch für mich Orientierung....

Es ist nie zu spät...wir können..solange wir leben, umkehren..neu beginnen....nicht Vergangenes ungeschehen machen..aber mit Vergangenem leben lernen...Erkenntnisse daraus ziehen und versuchen..es im Heute besser zu machen...das haben wir seit Anbeginn der Menschheit so gemacht..wir sind gestolpert..gefallen..wieder aufgestanden....und haben versucht..unseren Weg..den Lebensweg fortzusetzen.....

Ohne Hoffnung auf Besserung der Zustände können wir nicht leben.....

Im Unterschied zu uns heutigen Menschen hatte die Generation unserer Eltern und Großeltern wenig Möglichkeiten, ihr Leben zu reflektieren, geschweige denn eine Therapie zu machen....Traumatas zu verarbeiten....das Elend der Kriege, der Zerstörungen, des Tötens.....des seelischen Elends ging wie ein Fegefeuer über diese Generationen hinweg....und sie mussten einfach weiter leben..neu aufbauen....in Angesichts des erlebten Grauens und des Schreckens neue Hoffnung schöpfen....ihr Leben leben..Kinder bekommen und diese aufziehen....mit wenigen Mitteln oft, in Armut..teilweise noch hungernd.....das habe ich mir, als ich über meine Eltern und ihr Leben nachgedacht habe auch vor Augen geführt.....sie konnten ihr Leben auch nicht noch mal auf Anfang stellen und von vorn beginnen und so manch einer/eine mag sich das gewünscht haben....sondern sie mussten bei null mit nichts und ohne großartige Hilfe mit allem fertig werden...das hat mich milde gestimmt..in meinem Urteil..und die Tatsache..das ich beide Eltern bis zu ihrem Tode sehr nah begleitet habe und demzufolge gott lob noch einige schöne Stunden der Begegnung mit ihnen verbringen durfte....dafür werde ich immer dankbar sein.....

Das Leben hat manchmal seine eigene Melodie, was auch gut so ist, selbst wenn diese Melodie manchmal tragisch und für uns kaum nachvollziehbar ist..aber sie, diese Melodie macht die Buntheit und Faszination des Lebens aus...sonst wären wir ALLE langweilige Abziehbilder ...weil wir nicht die prägenden Erfahrungen gemacht hätten, die uns erst zu wahren verstehenden, mitfühlenden Menschen haben werden lassen.....die uns einen ungetrübten ehrlichen Blick auf das Leben gewähren..ohne oben und unten Wertung.....weil wir gelernt haben..die Menschen in ihrer Nacktheit, ohne Kostüm, ohne Maske zu sehen, ihre Verletzlichkeit, ihre Sehnsüchte, ihr Wunsch nach Stärke....ihre Ängste....ihre kleinen..manchmal doch sehr liebenswerten Schwächen.......

Leben wir also........