Dienstag, 21. August 2012

Meinen Geschwistern und Neffen gewidmet:

Es geht nicht um Perfektion, es geht darum, zu zeigen, schaut her, ich bin ein verletzlicher Mensch wie Du auch. Und das ist gut so. Denn oft wird uns gar nicht richtig bewusst, welche weitreichenden Konsequenzen bestimmte Verhaltensweisen für unser gesamtes Leben haben. Wer mit sich im REINEN sein will, der sollte nicht verdrängen und wegsehen sondern sich stellen und sich fragen: Ist es richtig so wie du dich verhältst? Kannst Du diese Haltung ein Leben lang für richtig halten?
Ich für mich habe erkannt: Liebloser, herzloser Umgang mit anderen Menschen macht mich selbst lieb- und herzlos. Dann stirbt meine SEELE: Stirbt meine SEELE, bin ich tot, auch wenn mein Körper noch weiterlebt.
Und wenn wir alles einfach hinnehmen, keiner darüber spricht, wir die Achseln zucken, nach dem Motto: Das ist halt so, ändert sich gar nichts. Ich kann und will so nicht leben. Und ich lasse es nicht zu, das Menschen Menschen für Dinge bestrafen, die teilweise Jahrzehnte zurückliegen....

Manchmal werden Fehler der Elterngeneration von deren Kindern unreflektiert übernommen, bei meinen Geschwistern ist es so. Meine Eltern, besonders aber mein Vater war manchmal nach einem Streit, einer Meinungsverschiedenheit von einer unnachgiebigen Härte, er war nicht in der Lage, auf die Menschen zuzugehen, mit denen er sich irgendwann wegen irgend etwas, meist belanglos, überworfen hatte. Ich fürchtete seine Härte, hatte Angst vor ihr, trotzdem gerieten wir oft aneinander, ich konnte meinen Mund nicht halten. Ich hatte auch Angst, von ihm dann für immer verstoßen zu werden, bekam ja mit, dass er mit eigenen Geschwistern und Verwandten so umgehen konnte.
Mir war die offene aber ehrliche Auseinandersetzung lieber, als hinterhältig über ihn zu reden, nicht aber den Mumm zu haben, sich zu stellen und Kritik zu üben, ohne aber deshalb den Kontakt zu ihm abzubrechen. Das galt und gilt auch im Verhältnis zu meiner Mutter. Wir hatten teilweise heftige Kontroversen, aber ich blieb an ihrer Seite.
Wir stritten und versöhnten uns wieder. Das verhalf meiner Mutter und mir, gerade nach dem Tode meines im März 2009 verstorbenen Vaters, wieder zueinander zu finden. Ich bin sehr dankbar dafür. Wir sehen uns regelmäßig, telefonieren mehrmals täglich.
Das galt auch im Bezug auf meinen Vater. wir hatten, weil es Dinge gab, die ich aussprechen musste, auch heftige Kontroversen, aber ich bin, und dafür bin ich sehr dankbar, bis zu seinem Tod an seiner Seite gewesen, habe ihn unterstützt, wo es mir möglich war...ihn in seinen letzten Tagen und Stunden im Krankenhaus besucht. Es hat mir sehr geholfen, tiefe Verletzungen und Kränkungen meines Selbstwertgefühls aus meiner Kindheit zu verarbeiten, ich mache deshalb auch eine Psychotherapie, um ganz zu mir selbst zu finden, viele Wunden sind tief in mir begraben und lösten deshalb eine Depression in mir aus. Ich konnte Frieden mit meinem Vater machen. Für meine seelische und geistige Gesundheit ist und war das sehr wichtig.
Auch meiner Mutter so nah zu sein, tut mir sehr gut, gerade weil ich wegen vieler Ereignisse das Problemkind der Familie war, worunter ich sehr litt und weshalb ich sehr selten, ich erinnere mich kaum, etwas positives über mich hörte.
Meine Geschwister, besonders ein Geschwister, hatten und hatte, immer ein besseres Verhältnis zu den Eltern als ich. Insofern war mir auch der positive Zugang zu meinen Eltern versperrt, sie blockierten ihn, bewusst oder unbewusst. Etwa 1,5 Jahre vor dem Tod meines Vaters zog sich aus bis jetzt nicht bekannten Gründen das meinen Eltern liebste und nächste Geschwister fast vollständig zurück, nach dem Tode meines Vaters vollständig.
Plötzlich hatte ich mit über 50 Jahren Gelegenheit, meinen Eltern nahe zu kommen, denn meine Geschwister standen nicht zur Verfügung. Und durch diese zwar gemessen am Lebensalter kurze Zeitspanne hat sich ein sehr gutes, sehr harmonisches Verhältnis zunächst zu meinem Vater entwickeln können, so intensiv, das mein Vater am Fenster stand um mir nach zuwinken, wenn ich davon fuhr und mich zuvor gebeten hatte, doch bald wieder vorbei zu kommen. Das mag für manch einen Leser belanglos sein, für mich war es das nicht. Ich hatte mich immer nach der Aufmerksamkeit meiner Eltern gesehnt, ich wollte von ihnen geliebt und gewertschätzt werden, es war so wichtig für mich, gerade in der Kindheit und in meiner Jugend. Das kannte ich nicht. Unser Verhältnis war immer sehr Spannungsreich, plötzlich verkehrten wir fast freundschaftlich miteinander. Und das bis zu seinem Tode. Das habe ich meinem Geschwister zu verdanken...sie standen plötzlich nicht mehr zwischen meinem Vater und mir. Vieles ist mir erst nach seinem Tode klar geworden. Heute denke ich, den Geschwistern war es manchmal, vielleicht immer, ganz recht, das ich das schwarze Schaf der Familie war, so hatten sie die Eltern ganz für sich. Erst kurz vor dem Tod meines Vaters zogen sie sich zurück. Vielleicht wollten sie sich und ihren Kindern sein Leiden ersparen, heute muss ich fast annehmen, das es so war.
Dieses bedauerliche Fehlverhalten meiner Geschwister, von meinem Vater übernommen und als Stärke verdreht, was eigentlich eine Schwäche ist, die sich fast vollständig von den Eltern zurück gezogen haben, noch zu Lebzeiten meines Vaters, hat mir erst den Zugang zu den Eltern ermöglicht.  Ein Geschwister hat den Kontakt vollständig abgebrochen, ohne zu reden, ohne der anderen Seite Gelegenheit zum Gespräch zu geben, ohne sich zu erklären. Das andere Geschwister hat nur noch spärlichen Kontakt. Für die Kinder meiner Geschwister gilt das ebenso, auch sie haben als Enkel zur Oma keinen Kontakt, sie tun es ihren Vorbildern gleich.
Ich muss zugeben, dass mich dieses Verhalten sehr traurig macht, aber auch wütend und ohnmächtig. Du must tatenlos zusehen, wie Menschen verrohen, denn wer so mit seinen Nächsten umgeht, und was sind Eltern, Geschwister anderes, kann kaum ehrliche Gefühle für andere Menschen hegen, mir scheint das jedenfalls unmöglich.

Ich bin nicht ohne Schuld, keiner ist ohne Schuld. Es geht also nicht darum, wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein, wie es in der Bibel steht, sondern es geht mir darum, hören wir auf Steine zu werfen, ....nur wir setzen mit solch einem Verhalten Lieblosigkeit und Kälte fort....