Mittwoch, 18. Juli 2012

Für ALLE, die das TRÄUMEN und die LIEBE noch nicht ...

aufgegeben haben:


Allen anderen wünsche ich von Herzen, das sie zum Träumen und zur Liebe zurück finden, denn ohne Sie ist das Leben so leer....

Sonntag, 15. Juli 2012

Billiard spielen mit Freunden im Treppchen in Essen...





Leben in der Suchthilfeeinrichtung "Die Fähre" in Essen von 1982 - 1986 ...wie war das....

Vorweg. Leben ist kein Ideal. Leben ist real, weil Menschen real sind. Menschen sind nicht perfekt, Menschen machen Fehler. Folge: Die Welt der Menschen ist nicht perfekt. In der Welt der Menschen werden Fehler produziert.
Infolgedessen sind die Gemeinschaften in denen Menschen zusammen leben auch nicht perfekt, auch nicht fehlerfrei.
Das war mein einleitendes Vorwort zum Leben in der Fähre in Essen-Heidhausen. Und trotzdem war die Fähre in Essen-Heidhausen das Beste an menschlicher Gemeinschaft, der ernsthafteste Versuch, ehrlich, gewaltfrei, gemeinschaftlich, solidarisch, unegoistisch miteinander zu leben und  eine Heimat für Suchtkranke zu schaffen, die aus deren Sicht und Empfindung eine lebenswerte und sinnvolle Heimat war.

In dieser subjektiven Chronik meiner Zeit in der Fähre möchte ich versuchen, den Lebensalltag in der Fähre vorzustellen und ein wenig näher zu bringen, um vielleicht auch zur Nachahmung des positiven beizutragen, "denn es geschieht nichts Gutes außer man tut es".

Warum war es so wichtig, in einer Gemeinschaft zu leben, in der Ehrlichkeit, Gewaltfreiheit in Wort und Tat, Gemeinschaftlichkeit, Solidarität und Unegoistisches miteinander praktiziert wurden?

Es war Über lebenswichtig, weil wir ALLE, vom Gründer der Fähre angefangen bis zur Neuaufnahme aus der Entgiftung eines Krankenhauses am Gegenteil dieser Attribute krank geworden sind. Wir haben als wir "drauf" waren, Alkohol, Drogen und Tabletten konsumiert haben, uns und unsere Umgebung ständig belogen, wobei das sich selbst belügen das krank machende war, das belügen anderer war dagegen eine moralische Kategorie, trotzdem nicht weniger verwerflich, aber nicht Todbringend wie der Selbstbetrug, das sich selbst belügen der Suchtkranken. Meist gehört zum Leben von Suchtkranken auch die Gewalt, sowohl gegen sich selbst in Form von Suizidversuchen und auch die Form des Drogenkonsums ist ja letztlich in ihren Folgen auch als eine Gewalt gegen sich selbst zu sehen, denn sie hat ja letztlich tödliche, wenn nicht diese, dann aber dramatische gesundheitliche Konsequenzen. Dazu kommt die Gewalt gegen Andere und die Gewalt die andere gegen Suchtkranke ausüben, im Rausch, bei der Beschaffungskriminalität und bei Auseinandersetzungen in der "Szene". Diese Traumata der Gewalterfahrung, vielleicht schon in der eigenen Familie erlebt, können nur in einer gewaltfreien Umgebung verarbeitet werden.
Geinschaftlichkeit, Solidarität und Unegoistisches Verhalten haben Suchtkranke meist auch nicht kennen gelernt und wenn doch in Folge der Sucht wieder verlernt, weil der Suchtdruck, der Stress um die Beschaffung von Drogen und Geld meist derartige Verhaltensweisen zerstört und unmöglich macht, ich werde zum egoistischen eigensinnigen Tier um meine Sucht befriedigen zu können, je nach Grad der Abhängigkeit mit mehr oder wenig Skrupel.

Deshalb sind diese Voraussetzungen die oben aufgeführt sind, unabdingbar für die Genesung von Suchtkranken, keine Gewähr, aber überhaupt erst Voraussetzung damit Genesung und Gesundung überhaupt gelingen können.

Auf die Einhaltung wurde zum Wohl ALLER geachtet, wobei Gewaltfreiheit in Wort und Tat an erster Stelle standen und eine Zuwiderhandlung zum Rauswurf aus der Fähre führten, denn sie waren in ihren Folgen so beeinträchtigend das sie keinesfalls hingenommen werden konnten.

Wie sah nun der Alltag in der Fähre aus, wie war er strukturiert?

Zunächst einmal zur geografischen Lage der Fähre in Essen-Heidhausen. Die Fähre liegt geografisch auf der Stadtgrenze Essen-Heidhausen und Velbert. Mit dem Bus bis zur Stadtgrenze Essen-Heidhausen, dann zu Fuß entlang an Getreidefeldern und letztlich durch eine Baumallee läuft man direkt auf das Haupttor der Fähre zu. Auf der linken Seite befand sich damals ein Maisfeld, rechter Hand des Weges sah man ehemalige Gewächshäuser, die später übrigens teilweise als Schreinerei umgebaut und genutzt wurden.

Wenn man durch das Haupttor gegangen war, blickte man in einen schönen großen Park der in einer Vertiefung lag....

Rechts sah man schöne restaurierte Fachwerkhäuser, links war eine Weide zu sehen, auf der Kühe weideten. Später übernahmen wir auch diese Weide und gestalteten sie auch in eine Parkähnliche Landschaft um, mit viel Liebe und vielen wunderschönen Ideen.