Sonntag, 25. Januar 2015

Tod der Eltern

Am 25.01.2015 jährt sich zum zweiten mal der Todestag meiner Mutter, am 22.03.2009, vor fast sechs Jahren,  verstarb mein Vater.

Es ist schwer in Worte zu fassen, wie es sich anfühlt, wenn die beiden ersten Menschen in unserem Leben aus dem Leben scheiden.
Es ist erschreckend....wie schnell die Zeit verrinnt..unsere Lebenszeit....mein Vater ist in wenigen Wochen schon 6 Jahre tot....meine Mutter in wenigen Tagen 2 Jahre....






Was auch immer das Leben sein mag.....eines weiß ich: Das Leben ist nicht dafür da, es einfach so "weg zu leben"....ich muss meinem Gewissen folgen...ehrlich zu mir sein....auf dieser Erde die Dinge zu Lebzeiten klären..die zu klären sind....stoisch einfach alles zu verdrängen..mich und andere zu belügen....dass rächt sich im Leben...ich kann der Wahrheit..meinen inneren Wahrheiten nicht entrinnen...alles ist in mir....die positiven Dinge in meinem Leben....die negativen Dinge....

Auf Dauer helfen auch kein Alkohol, keine Tabletten und auch keine Drogen dabei...den inneren Wahrheiten zu entrinnen....

Da ich Euer erst geborener Sohn bin...erinnere ich mich an Euch Beiden in jungen, in gesunden Jahren...an die Zeit eurer Vitalität, eurer Schaffenskraft, eurer seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit.
Trotz all der Probleme, die mir mein Leben beschert hat, und in der Folge Euch, die Hauterkrankung Neurodermitis, meine Hyperaktivität, meine Lebensangst,  später meine sich langsam entwickelnde Suchterkrankung, die ich ja mit Gottes Hilfe vor fast 33 Jahren zum Stillstand gebracht habe, habe ich sowohl zu Dir Mutter, als auch zu Dir Vater, ein sehr enges Verhältnis. ja phasenweise ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Ich habe...es wurden ja noch drei weitere Geschwister geboren, Euer beider Nähe gesucht, bin als Junge mit Dir Vater mit zur Arbeit während der Schulferien gefahren, habe mit Dir in deinem Revier als Postzusteller Briefe ausgetragen..im Übrigen war ich das einzige Geschwister das dies gemacht hat, vielleicht, weil ich als erst geborener und als einziger Junge mit drei weiblichen Geschwistern, deine Nähe Vater als männliches Vorbild, als Unterstützung gesucht und gebraucht habe....ich habe auch viel mit Dir nebenbei gearbeitet...

Auch zu Dir Mutter hatte ich in sehr jungen Jahren ein enges Verhältnis, bin für dich einkaufen gegangen, habe dir zugehört, wenn Du traurig warst, auch wegen Vater, weil du viel allein warst, später dann dich auch mit den vier Kindern überfordert gefühlt hast, was letztlich ca. 1967 dazu geführt hat, dass Du von unserem Hausarzt das Beruhigungsmittel Valium Roche 5  verschrieben bekommen hast, es sollte Dir die nötige innere Stabilität und Ruhe vermitteln, damit du deinen Alltag besser bewältigen kannst, mit den Überforderungsängsten besser zurecht kommen solltest. Keiner ahnte, dass Du abhängig davon werden solltest, dass sich deine Persönlichkeit, deine Lebendigkeit, deine Fröhlichkeit, aber auch deine Traurigkeit vollkommen verändern sollten, du wurdest apathisch, gleichgültig, teilweise kalt....träge, bekamst starke Stimmungsschwankungen von zu Tode betrübt bis zu Himmelhoch jauchzend, für uns Kinder eine leider sehr dramatische Zeit...wir verloren unsere Mutter..du warst da..und doch nicht da..weil deine Empathie, dein Einfühlungsvermögen verloren ging.....

Vater dagegen floh in die Arbeit....entzog sich, in dem er viel nebenbei arbeiten ging, wie er damals sagte für das liebe Geld, obwohl Du Mutter ihn lieber zu hause gehabt hättest..ich sehe dich noch am Küchenfenster liegen..wenn ich nach oben kam und höre deine Worte: "Wo dein Vater nur wieder bleibt, er müsste längst zu hause sein." Du hast, er hat das auch erwartet und Dir dein Eigenleben genommen, dein ganzes Leben auf ihn gewartet..immer auf deinen Mann gewartet..das hat dich bitter gemacht..ihr habt gestritten...er hat sich noch mehr entzogen....ein Teufelskreis....

Keiner von Euch Beiden konnte aus meiner Sicht dem Anderen geben, wonach dieser sich gesehnt hat. Dies hat dazu geführt, dass ihr Euch innerlich verschlossen habt..bitter wurdet...beide..Du und Vater.... Es hat mich immer sehr traurig gemacht, wenn ich Euch besucht habe..bis zu Eurer beider Tod.

Eure Töchter waren Euch keine Hilfe....Dich Mutter habe Sie nach dem Tode Deines Mannes noch bestraft...haben den Kontakt zu dir abgebrochen..eine Tochter besonders..auch weil ihr böser Mann Dich nicht mochte, dieser böse Ehemann hat Deine Tochter gegen alle ihre Geschwister aufgebracht, hat dafür mit gesorgt, dass sie zu allen Geschwistern den Kontakt abgebrochen hat, erst zu Schwester Sabine bis zu deren Tod 1988, dann zu Schwester Ute vor weit mehr als 20 Jahren, dann zu mir ihrem Bruder und letztlich zu ihrer Mutter seit dem Tod des Vaters im Jahre 2009 bis zu ihrem Tod. Nicht mal auf deinem letzten Gang Mutter, deiner Beerdigung, waren sie da...sie haben dich in deiner Verzweiflung, deiner Einsamkeit alleine gelassen, weil sie deinen Mann mehr geliebt haben als dich...

Sie waren aus meiner Sicht heraus hart, ungerecht, und äußerst herzlos.....

Ich hoffe für Euch Beide Vater und Mutter..dass ihr Euren Frieden gefunden habt....hier auf der Erde waren Eure letzten Lebensjahre keine schönen Jahre..für Euch beide eine harte bittere einsame Prüfung....einsam auch..weil ihr Euch aus Enttäuschung in Euch zurück gezogen habt....mit mehr Abstand kann ich Euch besser verstehen...ein liebendes Umfeld, liebende helfende verzeihende Kinder und Angehörige habt ihr leider nicht gehabt...nur bittere böse Rächer....die Euch allein gelassen haben.....

Ich hoffe für diese Menschen...dass sie diese Einsamkeit in ihrem Leben nicht selbst erleben müssen und dass sie, was sie mit Euch gemacht haben, für ihre Fehler im Leben im Umgang mit anderen Menschen am Ende ihres Lebens nicht auch bestraft werden..dass ihr Umfeld versöhnlicher, liebevoller, verzeihender ist, als sie es jemals gewesen sind.

In Gedenken an Euch. Euer Sohn Randolf

PS: Eine kleine Anmerkung noch: Ich habe jahrelang versucht, meine zerstrittenen Schwestern miteinander auszusöhnen, auf die unterschiedlichste Art und Weise..verlacht bin ich worden, gestritten hat man mit mir...so war das....und als meine Schwester den Kontakt zu mir abbrach, weil ich sie stellvertretend für ihren Mann nach der Garagenmiete für meine Garage fragte, in der das Motorrad ihres Mannes stand und für die er, so war es verabredet, die Hälfte an Miete zahlen sollte und auch wollte,  wurde ich von ihm wütend am Telefon gefragt, ob ich das Geld so nötig habe, obwohl das gar nicht Thema war, sondern seine fällige anteilige Garagenmiete.....

Darauf hin wurde von einem Tag auf den anderen mit wenigen Unterbrechungen der Kontakt zu mir abgebrochen....ich habe bis vor wenigen Jahren...irgendwann habe ich um meinen Selbstwert zu erhalten, aufgegeben, immer wieder versucht, eine Versöhnung herbei zu führen....vergeblich....meine Schwester..(Schwestern) haben mir nie gezeigt, dass ich auch wichtig für sie bin...war...dass ich vielleicht eine Bereicherung für ihr Leben hätte sein können...das tat..und tut bis heute manchmal noch sehr weh..es tut auch sehr weh und verletzt...wenn sich Schwestern von ihren Männern und Partnern vorschreiben lassen, ob sie mit dem Geschwister verkehren dürfen oder nicht....wie beschämend ist so etwas....was sind das für Charakter schwache Menschen...

Zwei mal wurde dieser Kontaktverweigerung unterbrochen....nicht aus Zuneigung zu mir...nein..sondern zum ersten mal als mein Vater starb......und es um das angebliche Erbe ging, fiel dem Mann meiner Schwester ein, mir zu schreiben, dass ich daran denken solle, dass ich noch zwei Schwestern habe, dass schrieb er mir, er, der mit dafür verantwortlich ist, dass meine Schwester zu ihren Geschwistern 20  Jahre und 10 Jahre keinen Kontakt hat......

Und zum zweiten mal....als meine Mutter vier Jahre später starb....da plötzlich..obwohl sie meine Mutter vier ganze Jahre bis zu ihrem Tod links liegen gelassen haben..keinen Anruf, kein an das Telefon gehen, wenn meine Mutter angerufen hatte, keine Briefe, keine Besuche...keine Gratulation zu den Geburtstagen...keine Wünsche zu Ostern..zu Weihnachten..keine Unterstützung und kein Trost nach dem Tode ihres Mannes..NICHTS..aber das vermeintliche Erbe..die Gier..das war wichtig....da meldeten sie sich....widerwärtig.....

Ich bin entsetzt über so viel Heuchelei...jahrzehntelang die liebe Tochter und den lieben Schwiegersohn gespielt um dann die Eltern im Alter kurz vor dem Tod im Stich zu lassen. Alle Geschwister dumm dastehen lassen, die die Eltern offen kritisiert haben, und dann am Ende sich so verhalten. Ich kann gar nicht so viel kotzen wie mich das ekelt.

Freud sagte einmal..: "Wo die Scham aufhört, beginnt die Idiotie." Ich habe es also mit Idioten zu tun.

Ich schreibe so offen darüber, weil ich Beispiel dafür geben will, wie sehr familiäre Disharmonien und Konflikte das ganze spätere Leben beeinträchtigen können, aus vielen Gesprächen weiß ich, dass ich mit diesen Problemen nicht alleine bin, viele andere sind auch davon betroffen. Wir beklagen ja den Zustand, dass viele ältere Menschen im Alter einsam sind, weil sich ihre Angehörigen nicht kümmern, kümmern wollen....

Ich war im Leben nie ein Engel, kein Unschuldslamm, ich habe und tue es noch, an meinen Fehlern gelitten....aber sie sind nicht rückgängig zu machen. Das galt für meine Eltern auch....sie haben auch Fehler gemacht, ich habe mich mit den Ursachen befasst, mit ihrem frühen Leben, wollte wissen, was hat sie geprägt, zudem gemacht, was sie waren und wurden. An ihrem Lebensende waren beide krank..an Seele und Körper, der Umgang mit Ihnen war nicht einfach...aber sie waren meine Eltern, mein Vater und meine Mutter, ich konnte sie nicht im Stich lassen.

Als ich von meiner Suchterkrankung genesen war, hatte ich damals vor über 30 Jahren den Wunsch, auch meine Familie zu retten, in der es damals schon viele unausgesprochene und nicht gelöste Konflikte gab. Ich wollte alle näher zusammen bringen...wollte meinen Eltern und Geschwistern am Beispiel eigener Offenheit zeigen, wie befreiend es ist, über sich offen zu reden, Konflikte anzusprechen, um sie zu lösen, sich einander näher zu kommen, versöhnen...sich verstehen lernen, den anderen verstehen lernen. Ich bin gescheitert. Heute weiß ich, das es so kommen musste, damals, war ich jung und naiv, wie ein kleines Kind, das überschäumt vor neuen Erkenntnissen.
Ich weiß heute, nur Du kannst dich verändern, doch Du kannst es nicht allein. Und Du musst in Dir die Bereitschaft dazu haben, weil Veränderung ein schmerzhafter Prozess sein kann, du musst lernen, krank machendes Fehlverhalten abzulegen...und wenn ich nie offen über mich und meine Gefühle geredet habe, ist das auch nicht einfach, es zu lernen...aber nur so lernen wir uns kennen, andere uns kennen....

Ich bin auch in gewisser Hinsicht eine gespaltene Persönlichkeit...denn auf der einen Seite geht es mir persönlich gut, ich habe einige gute Freunde, einen schönen Arbeitsplatz, eine schöne Wohnung....interessante Hobbys und Leidenschaften....ich bin seit mittlerweile über 32 Jahren nüchtern....habe vieles im Leben erreicht..von dem ich nicht mal zu träumen gewagt hätte...als ich mit dem Trinken aufhörte..stand ich vor dem Nichts....keine Wohnung, Schulden, keine Berufsausbildung, kein Schulabschluss, viele auch meine Familie stand mir sehr misstrauisch gegenüber, in mir sah es schlimm aus....ich war voller Schuldgefühle und Scham, hatte Ekel vor mir und dem was ich alles getan hatte, ich hatte ungeheure Lebensangst, kein Selbstwertgefühl, kein Selbstbewusstsein....dass alles war so dramatisch und verstörend für mich, dass ich während meiner ersten Langzeittherapie in Duisburg die ich von September 1981 bis Mai 1982 machte, wieder rückfällig wurde. Es war ein sehr kurzer Rückfall von nur wenigen Wochen, Ende Mai ließ ich mich dann vom Hauptbahnhof Essen ins Klinikum Essen bringen und von dort trat ich am 28.05.1982 entgiftet und nüchtern meine letzte Langzeittherapie in der Fähre an......ich machte mich auf dem Weg...ich kapitulierte vor der Suchtkrankheit, ich gab zu, dass der Stoff stärker war als ich, ich konnte weder die Flasche, noch die Pille und auch nicht die Drogen besiegen....meine einzige Rettung war und ist, sie nicht mehr zu konsumieren...daran habe ich mich bis auf den heutigen Tag gehalten.....dass war ein langer beschwerlicher Weg....

Was mich bis heute tief verletzt und womit ich nicht abschließen kann, aber muss, ist die Tatsache, dass ich meine Familie nicht retten konnte. Ich empfinde das als scheitern. Ich konnte und kann nicht so leben..lasse die ihr Leben leben und Du das Deine..tief in meinem inneren, vielleicht wegen meiner Schuldgefühle, weil ich was gut machen wollte, hatte ich den tiefen Wunsch...Ihnen auch behilflich zu sein, sich mit sich auszusöhnen..miteinander auszusöhnen....einander wieder näher zu bringen...den Vater sich selbst näher bringen und dadurch auch seiner Frau und seinen Kindern, die Mutter sich selbst näher bringen und dadurch auch ihrem Mann und ihren Kinder..die Geschwister sich selbst näher bringen...sich auszusöhnen..den Bruder und die Schwester als solche wieder zu erkennen und schätzen, vielleicht lieben zu lernen und aus dieser Erfahrung, gestärkt durch eine sich versöhnende Familie wieder selbst bewusst und offen ins Leben blicken zu können.... positiv auf andere zuzugehen....

Ich weiß aus Beispielen seit meiner frühsten Kindheit und Jugend, wie stärkend eine gut funktionierende Familie sein kann...ich habe solch liebende Familien kennen gelernt..es tat manchmal sehr weh.....spürte ich doch..was mir in meiner Familie fehlte..was wir (ich) nicht hatten....

Ich hätte mir gewünscht...dies in meiner Familie auch einmal zu erleben...leider haben die negativen trennenden Gefühle und Konflikte, nicht angesprochen und ungelöst, gewonnen..wir sind uns nicht näher gekommen sondern haben uns weiter voneinander entfernt.

Ich muss lernen..los zu lassen..ich muss lernen..mich nicht allein dafür verantwortlich zu fühlen..ich muss mich von meinen Schuldgefühlen frei machen..Ich kann nichts tun...außer für mich in meinem Leben...wenn die anderen es nicht wollen. Und sie wollten und wollen es nicht. Da kann ich bitter und traurig sein, wie ich will. Ich muss auf mein Leben schauen..sonst vergiftet dies mein eigenes Leben. Das tut es schon zu genüge. Seit dem ich lebe.

Ich schreibe auch so offen, weil in meiner Familie jahrzehntelang Psychoterror ausgeübt wurde, offen seine Meinung zu sagen, wurde seit Kindesbeinen an bestraft. Auch als wir Jugendliche und später Erwachsene waren, wurde dieser Terror beibehalten. Nur Wohlverhalten wurde belohnt, dann wurde man besucht, angerufen usw...sagte man offen seine Meinung wurde man mit einem Bann belegt..man wurde wie eine Persona non grata  behandelt, es gab dich nicht mehr....du warst Luft....man stand also immer unter enormen Druck....ja keine Kritik üben, dann verlierst Du die Eltern, die Geschwister....wer möchte das schon gerne haben.....aber irgendwann hast Du einfach die Schnauze voll davon, dann ist es Dir egal, ob Du Kontakt zu den Geschwistern hast....denn was sind das für Geschwister, die dich bei berechtigter Kritik..aber auch bei unberechtigter, wir sind ja nicht perfekt, sofort aus ihrem Leben verbannen? Sich auseinander setzen tut manchmal weh, ist aber notwendig, um sich weiter zu entwickeln, Lügen und Verdrängen machen krank....auch aggressiv...ich richte meine Wut, meinen Hass..der eigentlich mir gelten sollte, nach außen, auf jene, die die Dinge ansprechen, beim Namen nennen, den Finger in die Wunde legen..wie man umgangssprachlich sagt....

Diese kleinen versteckten Bösartigkeiten, die vor anderen geschickt versteckt und getarnt werden, da wird freundlich gelächelt und so getan, als wenn man kein Wässerchen trüben könnte....von dieser Art Heuchelei habe ich einfach genug....

Ich habe mit bekommen, wie mit Eltern und Geschwistern umgegangen wurde...mir reicht es.....und ich hoffe, dass meine Offenheit anderen Menschen noch rechtzeitig die Augen öffnet und sie in ihren Familien, mit ihren Freunden lernen anders..besser..menschlicher, fairer und offener umzugehen...nur dafür schreibe ich...



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