Montag, 8. Oktober 2012

Gelassenheit...über Dinge die ich ändern kann und.....

Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist unser Leben ist kein Wunschkonzert,sondern es läuft ab wie es abläuft. Wäre unser Leben ein Wunschkonzert, dann dürfte es keinen Zeitpunkt geben, an dem dieses Wunschkonzert beginnt, insofern wäre der Säuglingstod in- und außerhalb des Mutterleibs ausgeschlossen, Kinderkrebskliniken wären überflüssig, Kriege würde es nicht geben, zumindest wären nur die daran beteiligt, die ihn auch wirklich wollen, sogenannte zivile Opfer würde es nicht geben. Wenn das Leben ein Konzert unserer Wünsche wäre, würde es anders verlaufen, dass von mir gerade geschilderte Schicksal das vielen Menschen, teilweise zu Beginn ihres jungen Lebens, täglich widerfährt, wäre ausgeschlossen, denn es wäre nicht wünschenswert. Scheitern im Leben wäre ebenso ausgeschlossen, wie jegliches Unglück....Denn all dies gäbe es in einem Leben gemäß "Wunschkonzert" nicht....das gibt es nur in seltenen Einzelfällen die nicht exemplarisch sind und in billigen Groschenromanen. Unser aller Leben ist von so unendlich vielen Faktoren abhängig, dass es unmöglich erscheint, ein Leben würde sich unseren Wünschen unterordnen. Ich würde von Schicksal reden...Fügung....wie der Kölner sagt: "Et küüt, wie et küüt." Auf hochdeutsch: Es kommt, wie es kommt.
Viel Unglück auf der Welt resultiert nicht daraus, dass das Leben der/des Einzelnen umbedingt so unglücklich verläuft, sondern daher, dass wir damit hadern, das unser Leben nicht gemäß unseren Wünschen verläuft.
Das heißt nicht, das wir untätig die Hände in den Schoß legen sollen und untätig unser Leben verbringen sollten.
Von Reinhold Niebuhr stammt folgendes Gebet, dass sehr gut veranschaulicht, worauf es ankommt und worauf wir achten sollten:

„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”


Momentan leide ich unter schrecklicher quälender Schlaflosigkeit, liege bis in die Morgenstunden wach im Bett, komme nicht zur Ruhe und ich quäle mich völlig übermüdet meist morgens in den nicht sehr erholsamen Kurzschlaf. Meine Schlaflosigkeit steht in engem Zusammenhang mit einer Depression, die mich schon seit längerem quält. Für mich gilt dieses Gebet von Reinhold Niebuhr ebenso, als Suchtkranker ist es ein wichtiger Teil des täglichen Rituals, um zu lernen, das was ich ändern kann, von den Dingen zu unterscheiden, die ich hinnehmen muss.

In diesem Kontext habe nun was finde ich sehr schön Geschriebenes über die Kostbarkeit erholsamen Schlafs gefunden. Als erklärter Bücherfreund sammle ich auch alte Bücher, u.a. befindet sich in meiner Sammlung eine Bücherreihe der Herdersche Verlagshandlung die im Jahre 1907 in Freiburg im Breisgau unter dem Titel: "Bibliothek deutscher Klassiker für Schule und Haus" erschienen ist.
Ich möchte etwas aus dem drittenb Band dieser Bücherreihe wiedergeben, der sich mit Herder - Claudius - Bürger - Jean Paul - befasst.

Paramythien - Dichtung aus der griechischen Fabel von Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)

Der Schlaf

In jener Schaar unzählbarer Genien, die Jupiter für seine Menschen erschaffen hatte, um durch sie die kurze Zeit ihres mühseligen Lebens zu beglücken und zu vergnügen, war auch der dunkle Schlaf. „Was soll ich, sprach er, da er seine Gestalt ansah, unter meinen glänzenden gefälligen Brüdern? welches traurige Ansehen habe ich im Chor der Scherze, der Freuden und aller Gaukeleyen des Amors? Mag es seyn, daß ich den Unglücklichen erwünscht bin, denen ich die Last ihrer Sorgen entnehme, und sie mit milder Vergessenheit tränke. Mag es seyn, daß ich dem Müden gefällig komme, den ich doch auch nur zu mühseliger neuer Arbeit stärke. Aber denen, die nie ermüden, die von keiner Sorge des Elendes wissen, denen ich immer nur den Kreis ihrer Freunde störe.“ –
Du irrest, sprach der Vater der Genien und Menschen, in deiner dunklen Gestalt wirst du aller Welt der liebste Genius werden. Denn glaubst du nicht, daß auch Scherze und Freuden ermüden? Wahrlich, sie ermüden früher als Sorg’ und Elend, und verwandeln sich dem satten Glücklichen in die langweiligste Trägheit.Aber auch du, fuhr er fort, sollt nicht ohne Vergnügungen seyn; ja in ihnen oft das ganze Heer deiner Brüder übertreffen.“ Mit diesen Worten reichte er ihm das Silbergraue Horn anmuthiger Träume. Aus ihm, sprach er, schütte deine Schlummerkörner, und die glückliche Welt sowohl, als die unglückliche, wird dich über alle deine Brüder wünschen und lieben. Die Hofnungen, Scherze und Freuden, die in ihm liegen, sind von deinen Schwestern, den Grazien, mit zauberischer Hand von unsern seligsten Fluren gesammlet. Der ätherische Thau, der auf ihnen glänzet, wird einen jeden, den du zu beglücken denkst, mit seinem Wunsch erquicken, und da sie die Göttin der Liebe mit unserm unsterblichen Nektar besprengt hat: so wird die Kraft ihrer Wollust viel anmuthiger und feiner den Sterblichen seyn, als alles, was ihnen die arme Wirklichkeit der Erde gewähret. Aus dem Chor der blühendsten Scherze und Freuden wird man frölich in deine Armen eilen: Dichter werden dich besingen, und in ihren Gesängen dem Zauber deiner Kunst nachbuhlen: selbst das unschuldige Mädchen wird dich wünschen und du wirst auf ihren Augen hangen, ein süßer beseligender Gott. –

Die Klage des Schlafs verwandelte sich in triumphirenden Dank, und ihm ward die schönste der Grazien, Pasithea, vermählet."


An den Schlaf

Aus dem Spanischen.

O Schlummer, sanfter Sohn der schattenreichen,
Thauenden Nacht, der armen Menschen Zuflucht,
Ein süß Vergessen aller, aller Uebel,
Die, ach, so schwer, so hart das Leben drücken,

Komm endlich, komm und gieb dem schmachtend matten,
Ruhlosen Herzen Ruhe! diese Glieder,
So schwach, so welk, erquicke sie und breite,
O Schlummer, über mich die braunen Schwingen!

Wo ist das Schweigen, das vor Licht und Tage
So furchtsam fliehet? wo die leichten Träume,
Die sonst mit gaukelnd ungesporntem Tritte
So bald, so gerne Dir zu folgen pflegen?

Vergebens ruf' ich Dir, vergebens winsle
Elender Ich Euch vor, Ihr schwarzen, kalten,
Trostlosen Schatten. O der harten Flaume!
Und o der herben, bittern langen Nächte!


Werbung für die Werke Shakespear's

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