Samstag, 16. Oktober 2010

Erinnerungen an meinen Vater Fritz Treutler

Am 22.03.2009 verstarb mein Vater Fritz Treutler. Da viele Freunde und Familienangehörige zu den Lesern meines Blogs gehören, habe ich mich entschlossen, ihm zum Gedenken einige Bilder aus seinem Leben ins Netz zu stellen. Damit soll auch seine Lebensleistung gewürdigt werden. am 06.04.1933 geboren, mußte er im Frühjahr 1945 mit seinen Geschwistern und seiner Mutter aus seiner Heimat Oberschlesien vor den Polen fliehen, die ihrerseits von den Russen vertrieben worden waren und selbst nach einer neuen Heimat suchten. Sie ließen damals ihre Wut und Verzweiflung an den Deutschen in Schlesien und anderswo ab...so war das halt, da wir Deutschen den 2. Weltkrieg begonnen hatten und unzählige Menschen unter den Folgen des Krieges leiden mussten. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, mit ihren Greueln und Kriegsverbrechen.
 Aber nun zu meinem Vater...Die Flucht endete damals im größten Flüchtlingslager in Friedberg.
Auf den Bildern ist mein Vater oben rechts 1934 fotografiert worden, als er 1. Jahr alt wurde. Er hat uns erzählt, das er nicht lachen wollte, da haben sie ihm eine Wurst zum essen gezeigt, da hat er herzhaft gelacht. So entstand das Foto. Mein Vater liebte das essen...wie auch sein Sohn. Auf den restlichen Fotos ist er als junger Mann zu sehen, oben im Alter von ungefähr 18 Jahren. Auf den unteren Fotos ist er links mit Arbeitskollegen auf dem Hof der Deutschen Bundespost in Essen zu sehen...mein Vater war ja Briefträger...Auf dem Foto rechts steht er hinter seinen beiden Schwestern im Bild links Christa und Elisabeth. Seine Schwester Christa ist schon vor Jahren gestorben. Diese Fotos sind auch wichtig, weil sie uns daran errinnern, dass alle ihre Jugend hatten, daran sollten wir denken, wenn wir in ein älter gewordenes Gesicht blicken....Sie waren so jung wie alle jungen, hatten ihre Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen, Enttäuschungen und Schmerz, waren hübsch oder auch nicht, sie waren alles das was wir heutigen auch sind,....denken wir immer daran, wenn wir in ältere Gesichter blicken, dann behandeln wir sie mit Respekt, und halten nicht über sie Gericht.....Leben ohne Fehler zu begehen geht eben nicht.....seien wir nachsichtig, weil Härte nur uns selbst schadet, es verhärtet unser Herz...Härte nimmt uns die Fähigkeit zur Liebe...
Es tut weh, die Bilder zu sehen, ich weine während ich hier schreibe, wir werden nie mehr reden, uns nie mehr sehen, nie mehr zusammen schweigen, nie mehr streiten, er wird mich nicht an der geöffneten Tür erwarten, mir zum Abschied am Fenster nachwinken...das war für mich sehr wichtig, weil das Verhältnis zu meinem Vater teilweise sehr belastet war...wir waren so verschieden und uns doch so ähnlich...wir haben so viel miteinander gemacht und doch manchmal so heftig gestritten, aber ich danke der Schöpfung für die letzten Jahre bis zu seinem Tod die wir miteinander hatten, für die Zeit, die Gespräche und das bischen Liebe was wir uns geben konnten, jeder auf seine Art..Väter dieser Generation konnten Gefühle schwer zeigen, sie machten es auf ihre Art, durch Gesten, durch dasein, durch unterstützende Hilfen....Körperliche Nähe war selten, war schwierig, als Kind und Jugendlicher hat mich das sehr geschmerzt und verletzt und traurig gemacht, später, in den letzten Jahren, auch nachdem ich mich mit dem Leben meiner Eltern befasst hatte, konnte ich vieles besser verstehen, das harte Leben hatte sie selbst hart gemacht...sie mussten ihre Gefühle verdrängen um Krieg und Not ertragen und überleben zu können, und einen Neuanfang zu wagen... Im Leben ist vieles nicht so, wie wir es uns wünschen, oft kommt es anders als erhofft, das istv es auch, was uns diese Generation als Erbe hinterlässt, sie mussten Krieg, Tod, Hunger, Verzweiflung Angst ertragen, wurden als Kinder nicht gefragt und haben trotzdem ihr Leben gelebt, versucht, das Beste daraus zu machen.....Das verdient Respekt und Achtung.
Vater mit meiner Mutter, oben links in den Siebzigern, oben rechts in den Sechzigern im Wohnzimmer mit den Geschwistern auf der Couch sitzend, Vater, ich, Petra, meine verstorbene Schwester Sabine und Mutter Elfriede. Das untere Foto mit meiner Mutter auf den Schoß wurde am 06.04.1985 gemacht, an seinem 52 Geburtstag.

So habe ich meinen Vater als gewissenhaften und beliebten Briefträger in Erinnerung. Auf dem Bild ist der Tankwart Walter Losch mit meinem Vater zu sehen, der in Essen-Frillendorf eine Araltankstelle betrieben hat. Auch ihn habe ich in lebhafter Erinnerung, habe ich doch als Kind während der Schulferien meinen Vater oft mit zur Post begleitet und Briefe mit ihm ausgetragen..ich sagte ja schon..wir haben viel zusammen gemacht und uns auf unsere Weise geliebt....

Meine Eltern mit dem Postgesangverein M.G.V Sängerkranz 1902 Essen in Amsterdam in den 1960er Jahren.


Postgesangverein MGV Sängerkranz 1902 Essen



Postgesangverein MGV Sängerkranz 1902 Essen

Mein Vater im Mai 1995 in seinem Garten.

Ein kleiner Videofilm aus der ehemaligen Heimat meines Vater, hier hat er bis zu der Vertreibung mit seinen Schwestern und seiner Mutter von 1933 bis 1945 gelebt. Ich war selbst dort. Es ist wunderschön dort...Eine Reise lohnt auf jedenfall.


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