Dienstag, 18. September 2012

Der Film: Süchtig - Protokoll der Hilflosigkeit



Süchtig - Protokoll der Hilflosigkeit


Ein Film von von Sabine Braun, Jens Hamann
Redaktion: Heribert Schwan
 
Diese außergewöhnliche Langzeitstudie beobachtet den körperlichen und seelischen Überlebenskampf der drogenabhängigen Tanja.
Über 14 Jahre lang sprachen die Autoren immer wieder mit Tanja, ihrer Mutter und weiteren Personen aus ihrem engeren Umfeld.
1990 sagte die damals 15-Jährige selbstbewusst, sie könne mit den Drogen aufhören, wenn sie nur wolle. Doch in den folgenden Jahren geriet sie immer tiefer in den Teufelskreis der Abhängigkeit. Sie ging 'Anschaffen', klaute und dealte. Versuche eines Entzugs scheiterten, und Tanjas Gesundheitszustand verschlimmerte sich erheblich. Ihre Mutter stand dieser Entwicklung hilflos gegenüber, ebenso wie ihre Geschwister und einige Freunde, die ihr helfen wollten.
Jahrelang nahm Tanja am Hamburger Polamedon-Programm teil und konsumierte zusätzlich Kokain und andere Drogen. Wegen mehrerer Delikte saß sie längere Haftstrafen ab. 'Wenn ich nicht in den Knast gekommen wäre, wäre ich vielleicht schon tot', sagte damals Tanja und fügte hinzu 'alleine schafft das niemand'. Immer gab es Momente der Hoffnung in Tanjas Leben, doch Lebenswille und Gesundheit schwanden mehr und mehr.
Im Sommer 2002 wurde Tanja aus einer weiteren elfmonatigen Haft entlassen.
Der Kontakt der Autoren zu Tanja wurde zunehmend schwieriger. Im Winter 2002 wollte sie nicht mehr vor der Kamera sprechen.
Eine überraschende Wende trat im Sommer 2003 ein: Tanja war frisch verliebt. Inzwischen hatte sie einen Arzt gefunden, der ihr weiterhin Methadon gab. Es gelang ihr, den täglichen Methadonbedarf zu verringern, trank dafür verstärkt Alkohol und nahm Tabletten zu sich.
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich. Zunehmende Infektionen und Asthma machten ihr zu schaffen.
Im September 2003 bekam sie bei einem Arztbesuch einen schweren Asthmaanfall mit mehrminütigem Herzstillstand. Nur ein Luftröhrenschnitt konnte ihr Leben retten.
Tanja wurde in ein künstliches Koma versetzt. Auf einer Hamburger Intensivstation wurde der Luftröhrenschnitt nachbehandelt und sie wurde künstlich beatmet.
Untersuchungen zeigten, dass Tanjas Gehirn schwere Schäden davongetragen hatte. Ihre HIV-Infektion war ausgebrochen, der Körper durch Infektionen geschwächt. Nach Absetzung des künstlichen Komas erwachte sie nicht mehr.
In der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober 2003 starb Tanja, gerade 29 Jahre alt.

2 Kommentare:

Randolf Treutler hat gesagt…

Sehr ergreifend und schonungslos authentischer Bericht über eine sogenannte Drogenkarriere..aus eigener Erfahrung weiß ich, das der Befriff Elendskarriere besser passen würde.

Bruno hat gesagt…

Harter Stoff, um mal im sprachlichen Rahmen zu bleiben... Vor allem krass, daß sie das zugelassen hat, dokumumentiert zu werden.